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Quo vadis, Automobil?

Quo vadis, Automobil?

Die Automobilbranche ist im Umbruch


Der Artikel ist in gekürzter Form bereits hier erschienen: https://www.jobs-im-suedwesten.de/magazin/news-aktuelles/die-automobilbranche-ist-im-umbruch

Durch die Abkehr vom Verbrennungsmotor hin zur E-Mobilität steckt die Automobilbranche mitten im Wandel. Ob Batterie oder Brennstoffzelle, neue Antriebsformen werden angesichts des Klimawandels die Zukunft sein. China, einer der größten Absatzmärkte der deutschen Automobilbranche setzt vollständig auf E-Mobilität. Neue Anbieter weltweit erhöhen zudem den Wettbewerbsdruck.

Dazu kommt das Bestreben nach neuen, integrierten Mobilitätskonzepten. Megastädte wie Paris haben bereits angekündigt, Autos schrittweise aus dem Innenstadtbereich zu verbannen. Dazu kommen neue technologische Herausforderungen wie das autonome Fahren und die dazu notwendige Abdeckung mit dem superschnelle 5G-Mobilfunknetz. Für Unternehmen der Automobilzuliefererbranche bedeutet ein solcher Wandel eine gewaltige Herausforderung und bietet zugleich neue Chancen.

Über 100 Automobilunternehmen an Hochrhein und Bodensee

„Im Kammerbezirk haben wir aktuell 101 Automobilzulieferer gelistet“, berichtet Heike Wagner, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der IHK Hochrhein-Bodensee. „Davon beschäftigen 51 Unternehmen bis zu 50 Mitarbeiter, 26 Unternehmen zwischen 51 und 200 Mitarbeiter und bei 24 Unternehmen sind zwischen 200 und 2500 Mitarbeiter beschäftigt“, so Wagner.

Die Automobilbranche stellt sich neu auf

Michael Schwabe, Vorsitzender der Geschäftsführung der ETO GRUPPE mit Sitz in Stockach und Vizepräsident der IHK Hochrhein-Bodensee, wirft einen differenzierten Blick auf den Wandel: „Wir befinden uns aktuell in der größten Umbauphase, die die Industrie je gesehen hat“, so Schwabe.

Dr. Michael Schwabe, ETO GRUPPE
Dr. Michael Schwabe, Geschäftsführer ETO GRUPPE, StockachFoto: ETO Gruppe

Die ETO GRUPPE ist ein Anbieter von Sicherheits- und Umwelttechnik und mit ihren ESP-Steuermagneten sowie Lösungen für ABS-Systeme weltweit im LKW-Markt führend. „Trotz sinkender Fahrzeugzahlen in den vergangenen Jahren konnten wir ein deutliches Wachstum erzielen. 2019 war das erfolgreichste Jahr in der ETO-Geschichte und 2021 könnte sogar noch besser werden“, beschreibt er die aktuelle Situation seines Unternehmens.

Herausforderung und Chance zugleich

Gerade für mittelständische Betriebe, die sich als Zulieferer von hochspezialisierten Teilen auszeichnen, bedeute die Umstellung Herausforderung und Chance zugleich. „Für einen Elektromotor bedarf es viel weniger Teile. Wenn ein Hersteller aus dem automobilen Mittelstand sich aber auf ein Teil spezialisiert hatte, das durch den Wandel wegfällt, kann dies zu einer Unternehmenskrise führen“, so Schwabe. “Mittelständische Unternehmen arbeiten jedoch sehr kundenspezifisch und projektbezogen. Oft sind sie familiengeführt, entsprechend schneller und entscheidungsfreudiger als die Großindustrie.“ Die

ETO GRUPPE mit rund 2.500 Mitarbeitern an weltweit acht Standorten investiere deshalb viel Geld in Forschung und Entwicklung, um technologisch führend zu bleiben.

„Hingegen sehen sich Firmen, die reine Standardkomponenten produzieren, einem stärkeren Wettbewerb und dem zunehmenden Preisverfall gegenüber“, ergänzt Schwabe. 

Entwarnung am Arbeitsmarkt?

Dass die Veränderungen sich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken, lässt sich beim Blick auf die aktuellen Arbeitsmarktzahlen nicht erkennen. So arbeiteten im Bezirk Konstanz-Ravensburg der Agentur für Arbeit knapp 5.900 Menschen sozialversicherungspflichtig in der Automobilbranche. Dies entspricht knapp zwei Prozent der insgesamt Beschäftigten im Agenturbezirk, wo über 323.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einer Arbeit nachgehen. Im Vergleich zu den Vorjahren blieb die Zahl der Beschäftigten bei Automobilproduzenten und Automobilzulieferern stabil. Beim Blick auf ganz Baden-Württemberg zeigt sich, dass die Anzahl der Beschäftigten von Ende 2018 (rund 226.000) sogar gewachsen ist. Stand: 30.09.2020: rund 228.000.
Diese Zahlen bieten jedoch keinen Ausblick in die Zukunft. Aufgrund der weiteren Digitalisierung der Betriebe sowie der Beschleunigung der Entwicklung in Richtung E-Mobilität ist eine Prognose für den gesamten Automobilmarkt nur schwer möglich.

ZF beschleunigt Wandel hin zur E-Mobilität

Die Blicke richten sich dabei auch auf ZF in Friedrichshafen als einem der größten Arbeitgeber in der Bodenseeregion.
ZF, führend auf dem Gebiet der Antriebs- und Fahrwerktechnik und weltweit der fünftgrößte Automobilzulieferer, steht mitten im Wandel. Mit der zu Jahresbeginn erfolgten Gründung der Division Electrified Powertrain Technology, die konventionelle, Hybrid- und rein elektrische Antriebstechnologien für Pkw bündelt, habe ZF die Phase des Wandels hin zur E-Mobilität erfolgreich weiter beschleunigt, so der Vorsitzende des Vorstands von ZF, Wolf-Henning Scheider, bei der Vorstellung der Jahresbilanz zum vergangenen Jahr: „Wir sind gut positioniert, um unseren Kunden das gesamte Spektrum der E-Mobilität aus einer Hand für alle Mobilitätsanwendungen anzubieten.“

Agentur für Arbeit fördert Qualifizierungsmaßnahmen

Walter Nägele, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Ravensburg-Konstanz, verweist auf das Programm "Ausbildungsplätze sichern".
Walter Nägele, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Ravensburg-Konstanz.

Die Beschleunigung des Wandels ist so in vollem Gange. Das hat auch die Agentur für Arbeit erkannt: „Die Transformation in Richtung der E-Mobilität wird durch uns intensiv mit dem Qualifizierungschancengesetz (QCG) begleitet. Damit fördert und unterstützt die Agentur für Arbeit Unternehmen mit gezielten Qualifizierungsmaßnahmen für ihre Beschäftigten um sich damit für die voranschreitende Digitalisierung zu rüsten“, so Walter Nägele, Pressesprecher des Bezirks Ravensburg-Konstanz der Agentur für Arbeit. „Wir appellieren deshalb an die Arbeitgeber, die Instrumente der Agentur für Arbeit für die Zukunft des Unternehmens und der Beschäftigten zu nutzen.“ So ruft Nägele dazu auf, die Digitalisierung jetzt anzugehen. Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit berate Unternehmen bei der Förderung von Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, so Nägele.

Die Automobilbranche im Umbruch
Die Automobilbranche im Umbruch Bild von Peter Gottschalk auf Pixabay

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