Die Wirtschaft ist im Wandel. Gleichzeitig fehlt für die Transformation das passende Personal. Steinbeis-Experte Thomas Hösle erklärt, worauf es jetzt ankommt.
(hhr) Zahlreiche Automobilzulieferer stehen vor großen Herausforderungen. Sie haben bisher erfolgreich Teile für den Verbrennungsmotor geliefert, die angesichts der Transformation in neue Antriebssysteme jetzt ihren Wert verlieren. So stehen die Unternehmen aktuell vor der Herausforderung, die Gewinne aus dem Verbrenner-Geschäft zu optimieren, um damit neue Geschäftsmodelle zu finanzieren.
Wo in vielen Branchen ein Mangel an Fachkräften herrscht, besteht in der Automobilzulieferer-Branche die Gefahr, dass es zu Entlassungen kommt. Und zugleich fehlt für neue, zukunftsgewandte Technologien das Personal. Auch in anderen Branchen kann der Fachkräftemangel dazu führen, dass Unternehmen in ihrer Existenz bedroht sind.
Fachkräftemangel in der Transformation kann Unternehmen in der Existenz bedrohen
Um dem Fachkräftemangel zu entgegen, gilt es Beschäftigte an das Unternehmen zu binden und attraktiv für neue Mitarbeitende zu sein. Für Thomas Hösle, Leiter des Steinbeis-Beratungszentrum Krisenprävention und -management ist klar: „Ein Fachkräftemangel kann sich schnell zur Unternehmenskrise auswachsen. Wenn die nötigen Fachkräfte fehlen, kann eine Transformation der Geschäftsmodelle nicht gelingen.“ Aus seiner Sicht ist die Kommunikation intern und extern ein entscheidender Faktor. „Intern gilt es die Transformations-Story für alle Beschäftigten transparent zu machen, damit klar wird, wohin die Reise geht“, so Hösle. Nur so könne die Transformation gelingen und eine Krise vermieden werden.
Zukunftsfähigkeit nur mit dem passenden Personal
Dabei wird die Rolle der Human Resources und Unternehmenskommunikation im gleichen Ausmaß komplexer. Die Fähigkeit von Unternehmen für die richtigen Mitarbeitenden attraktiv zu sein, erhält eine hohe strategische Bedeutung im War for Talents. „Wir müssen uns klarmachen, dass der Mangel an kompetenten Fachkräften zu operativen Defiziten, strategischen Fehlentscheidungen und damit zu unternehmerischen Krisen führt“, so der Steinbeis-Experte. „Natürlich müssen alle betriebswirtschaftlichen Prozesse optimiert werden. Aber wir müssen gleichzeitig kritisch hinterfragen, ob wir die richtigen Leute an Bord haben“, so Hösle. Denn nur so sei es möglich, ein Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.
Transformation: Mutige Macher nutzen Chancen der Veränderung
Die digitale Transformation erfordere flächendeckend andere oder neue Qualifikationen. „Technologien auf Basis von Künstlicher Intelligenz werden alles verändern und Bewährtes auf den Kopf stellen“, so Hösle, der davor warnt, sich auf Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen. „Viele Unternehmer verharren in Angststarre vor der Veränderung. Dabei brauchen wir jetzt mutige Macher, die kreativ denken und die Chancen der Veränderungen nutzen.“ Und so seien Kreativität und die Innovationsfähigkeit entscheidende Stellschrauben für Unternehmen im Wandel. Hier gelte es eine Unternehmenskultur aufzubauen und zu pflegen, die Innovationen fördert. Innovation bedeute in diesem Zusammenhang, neue Ideen, Produkte, Dienstleistungen, Prozesse oder Geschäftsmodelle zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen, die dem Unternehmen, der Branche oder der Gesellschaft einen Mehrwert bieten.
Innovationsfähigkeit stärkt Krisenresilienz
„Eine hohe Innovationsfähigkeit kann dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen zu stärken, wenn sie sich unternehmerisch in einer herausfordernden Situation befinden“, betont Steinbeis-Experte Hösle. „Dies setzt allerdings voraus, dass in Unternehmen die Bereitschaft und Fähigkeit gegeben ist, neue Ideen zu generieren, Risiken einzugehen, Ressourcen effektiv einzusetzen und Veränderungen vorzunehmen.“ So stünden Unternehmen, die dies nicht mitbringen oder fördern, schwere Zeiten in einer Welt bevor, bei der die Veränderung zum Alltag gehöre und das Krisenmanagement zu einer Kernaufgabe werde.
Deshalb seien eine Analyse der im Unternehmen vorhandenen Kompetenzen, die Stärkung der Unternehmenskultur und der internen Kommunikation sowie Maßnahmen, die die Innovationskraft stärken, nach Meinung des Experten notwendige Voraussetzungen, um die Transformation erfolgreich zu gestalten.