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Corona kreativ = Corona-Kunst

Corona kreativ = Corona-Kunst

Bei der ersten realen Corona-Ausstellung verarbeiten Künstler Stimmungen und Eindrücke der Corona-Zeit


von Holger Hagenlocher

 

Corona hält die Welt im Atem und zwingt Kunst und Kultur in eine Zwangspause. Doch keine Krise, die die Kunst nicht kreativ inspiriert. So hat die Art & Antik Kunstgalerie in der Stuttgarter Stadtteil Stöckach Künstler in einer Ausstellung zusammengeführt, die sich ausdrucksstark und kreativ zugleich mit der Corona-Situation auseinandersetzen. Bei der ersten echten Corona- Ausstellung soll die aktuelle Situation durch Covid 19 durch Kunst bearbeitet und verarbeitet werden.

Künstler Corona-Ausstellung, Marcus Alexander Gwiasda, Anna Maria Kwoka, Karsten Diekmann
Bei der ersten realen Corona-Ausstellung verarbeiten Künstler Stimmungen und Eindrücke der Corona-Zeit: Marcus Alexander Gwiasda, Anna Maria Niemann und Karsten Diekmann (v.l.n.r.)

 

Dabei beschäftigen sich die gezeigten Kunstwerke mit der aktuellen Situation und den surrealen Lebensumständen der Gegenwart. Daraus entstand ein eindrücklicher Mix von Arbeiten, die mal hintergründig und kritisch, mal spielerisch und ironisch sich mit den Besonderheiten dieser Zeit auseinandersetzen.

Foto-Kunst aus dem urbanen Raum

So platziert der Fotokünstler Marcus Alexander Gwiasda seine “Coronianische Verse”, die mal lustig mal befremdlich die Situation kommentieren, im urbanen Raum und fotografiert die Reaktionen der Menschen auf diese Sprüche.

„Alles schien sich in die eigene kleine Welt zurückgezogen zu haben. Abkapselung und Cocooning – neue Wörter im nun sich etablierenden Sprachgebrauch dieser Epoche“, so Marcus Gwiasda. “Ein Sprachgebrauch, der auf Grund von Social Distancing am mangelnden Gegenüber in einer Leere existiert. Kein Ansprechpartner mehr auf den Straßen und Wegen, die ruhig vereinzelt vorbeiziehenden Spaziergänger oder Duos ihr einsames Laufband schenkten“,  beschreibt Gwiasda die bedrückende Stimmung.

Dabei stellt er sich die Frage, wie er mit ihnen in Kontakt treten kann. „Wie soll man sich austauschen, wenn jeder Kontakt als gefährdend erachtet wird“, waren seine Gedanken, die sich stets darum drehten, wie sich die aktuellen Ereignisse miteinander verarbeiten lassen und was zum gemeinsamen Denken anregen kann.

Der Austragungsort: Die Straßen- und Wegenetze, als größte Galerie der Welt, die keine Schließung zu befürchten hat: Street Art.

Gwiasda fand für sich als Künstler eine kreative, künstlerische Form mit der bedrückenden Einsamkeit umzugehen und überbrückte die soziale Isolation mit Zweizeilern am Wegesrand und setzte so kleine Denkanstöße im Vorbeiziehen.

Doppelzeiler als Symbol für doppeltes Pech

Auf der Suche nach Antworten schrieb er wertneutrale Doppelzeiler à je 13 Zeichen: Die Zahl 13 steht dabei sowohl für das Datum des Shutdowns als auch als Unglückszahl. Beides zusammen als Symbol für doppeltes Pech…

So entstanden seine rund 60 Coronianische Verse, die sich nach und nach am Wegesrand entdecken lassen. Verse, die den Entdecker dazu sensibilisieren weitere Verse wahrzunehmen und mit ihnen seine Gedanken schweifen zu lassen. Die Verse, die von Gwiasda fotografisch künstlerisch in Szene gesetzt wurden, werden in der Ausstellung dokumentiert.

Coronianische Masken als Kunst

Die von Gwiasda fotografierten Coronianischen Verse haben die Designerin Anna Maria Niemann zu einer coronianischen Masken Kollektion inspiriert.

Ob Camouflage, die martialische Begegnung mit Nato-Symbolen wählt Niemann genauso wie lebensfrohe Aloha Hawaii- oder Dschungel-Motive, um mit Hintersinn und Humor Farbe in den grauen Corona-Alltag zu zaubern. „Ich war gerade dabei, in meinem eigenen Künstlerschutz-Projekt Masken für mir bekannte Künstler zu entwerfen, als ich vom Projekt der Coronianischen Verse erfuhr“, so Kwoka. „So kam mir die Idee, diese Coronianischen Texte auf eine Maske zu drucken“, erklärt sie die Kooperation und die Teilnahme an der Ausstellung.

Kultur am Arsch der Zeit – oder: Corona und der Klopapier-Mangel

Karsten Diekmann hat im Schaufenster ein Skulpturen Ensemble errichtet in dem das Vergehen der Zeit, die Ungewissheit der Situation oder auch der Klopapier Mangel thematisiert werden.

„Ich arbeite immer zeitnah und versuche deshalb immer zeitnah die Situation in meinen Skulpturen zu dokumentieren“, so Diekmann. So hat er sich bei den ausgestellten Skulpturen mit dem Mangel an Klopapier und Nudeln beschäftigt. Entsprechend wortstark sind die Titel der Werke, wie „Am Arsch der Zeit“, aber auch „Demut Hoffnung“, die die Ambivalenz der Gefühle zum Ausdruck bringen

Closed Community: Ausstellungen in Corona-Zeiten.

Aktuell sind reguläre Ausstellungsbesuche noch nicht erlaubt. Deshalb vergibt die Art & Antik Galerie Besuchstermine nach Vereinbarung. Ein Anruf bei der Galeristin Sarah Haberkern genügt:  Tel: 0173-4637963. Natürlich kann die Galerie dann nur in Kleinstgruppen, mit Maske und mit Abstand besucht werden. „Ich freue mich sehr über Besucher“, so Haberkern. „Gerade jetzt soll auch die Kunst weiter Raum und Publikum erreichen. Denn eine Situation wie diese muss kreativ und offen verarbeitet werden, damit die Kultur nicht leidet.“

Art & Antik Haberkern Contemporary Art Gallery
Art & Antik Haberkern Contemporary Art Gallery

Art & Antik Haberkern Contemporary Art Gallery

Die Art & Antik Haberkern Contemporary Art Gallery befindet sich In Stöckach, unweit der U-Bahn-Haltestelle Metzstraße.

Die Adresse ist:

Art & Antik Kunstgalerie
Neckarstraße 198
70190 Stuttgart

 

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