Industrie als Treiber für Innovationen
Die Industrie bleibt tragende Säule der regionalen Wirtschaft
von Holger Hagenlocher
Über ein Fünftel der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung wird derzeit in Deutschland von der Industrie erbracht. Und in keiner europäischen Region ist das verarbeitende Gewerbe wichtiger als in Baden-Württemberg. Der einst prognostizierte Wandel zur reinen Dienstleistungsgesellschaft ist nicht eingetreten. Die Industrie stellt nach wie vor zahlreiche Arbeitsplätze, ist ein Treiber für Innovationen und wichtiger Steuerzahler.
Industrie profitiert von Kooperationen mit Hochschulen
Auch im Landkreis Konstanz ist die Industrie eine tragende Säule für die regionale Wirtschaft und als Branche ein wichtiger Arbeitgeber. Im Jahr 2017 gab es in der Region Hochrhein-Bodensee laut IHK im produzierenden Gewerbe über 78.600 Beschäftigte, im Landkreis Konstanz über 28.500. Ein Jahr zuvor waren es rund 76.900 Beschäftigte in der Kammerregion und über 27.400 im Landkreis Konstanz. „Aufgrund der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre und den aktuellen Zahlen ist es absehbar, dass wir auch im Jahr 2018 mit einem leichten Wachstum bei den Beschäftigtenzahlen rechnen können.“, prognostiziert Alexander Graf, Leiter Geschäftsfeld Standortpolitik, Geschäftsführer Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee (IHK).
Nach seiner Ansicht sei eine besondere Stärke des Standorts am Bodensee und Hochrhein die Nähe zu vielen Hochschulstandorten. Hier können Kooperationen mit Unternehmen gebildet und Wissen ausgetauscht werden. Dies finde, so Graf, im Bodenseeraum beispielweise mithilfe der Netzwerke CyberLAGO (Digitalwirtschaft und IT) und BioLAGO (Life-Science) statt.
Fachkräftemangel in den technischen Berufen spürbar
Ähnlich sieht es auch Joachim Maier, Geschäftsführer der Wefa Group in Singen, der den Standort mit seiner guten Infrastruktur und dynamischen Entwicklung ebenfalls schätzt. Die WEFA Group ist internationaler Marktführer im Bereich beschichteter Strangpresswerkzeuge und beschäftigt derzeit rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. “Als innovationsgetriebenes Unternehmen haben wir einen kontinuierlichen Bedarf an qualifizierten und kundenorientierten Mitarbeitern”, so Maier. “Hier spüren wir den Fachkräftemangel vor allem in den technischen Bereichen sowie bei den technischen Ausbildungsberufen.” Bei den Auszubildenden seien vor allem mathematisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen wichtig.
Digitalisierung als Gefahr für erfolgreiche Geschäftsmodelle
Auch IHK-Experte Graf sieht im Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen. Besonders IT-Fachkräfte, Mechatroniker und Elektroniker würden gesucht. Das betrifft sowohl dual ausgebildete Fachkräfte als auch Hochschulabsolventen.
Wie wichtig gute und qualifizierte Fachkräfte sind, wird deutlich, wenn es um das Mega-Thema Digitalisierung geht. Die digitale Transformation von
Geschäftsprozessen beschleunigt den internationalen Wettbewerb und kann dazu führen, dass bisher erfolgreiche Geschäftsmodelle zerstört werden. Inwieweit die regionale Industrie hinsichtlich der Digitalisierung konkurrenzfähig aufgestellt ist, lässt sich in der Gesamtheit nicht sagen, so Graf: “Hierzu wurden bisher keine Daten erhoben, die mit Zahlen zu belegen sind.” Er verweist aber auf Ausgründungen von Hochschulen, die sich intensiv mit dem Thema Industrie 4.0 beschäftigen. Diese seien gute Partner für Industriebetriebe.
Nachholbedarf beim Breitbandausbau
Eine große Herausforderung sei allerdings der flächendeckende Breitbandausbau. “Sowohl in städtischen als auch ländlichen Regionen gibt es Nachholbedarf”, beklagt der Leiter der Standortpolitik bei der IHK. Dies bestätige auch das IHK-Unternehmensbarometer Digitalisierung, das ganz Deutschland erfasst. “Das Barometer zeigt auch, dass die Unternehmen viele Fragen zur Rechtssicherheit haben, insbesondere im wirtschaftlichen Umgang mit Daten.”
Laut Wefa-Chef Maier hat die Digitale Transformation im Sinne des Überbegriffs „Industrie 4.0“ in seinem Unternehmen bereits seit einiger Zeit
Einzug gehalten. “Die Digitalisierung ist Teil unserer Strategie”, so Maier. “Hierbei planen wir die umfassende und automatisierte „Connectivität“ mit dem Kunden, die effizient Gestaltung der innerbetriebliche Prozesskette, aber auch ein „Wissensmanagementsystem“ für den schnellen Zugriff auf alle relevanten Daten.”