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Alles Glücksache? Rendite von Kunst-Investments abhängig vom Zeitgeist

Alles Glücksache? Rendite von Kunst-Investments abhängig vom Zeitgeist

Alles Glücksache? Rendite von Kunst-Investments abhängig vom Zeitgeist
Expertin warnt vor Kunstkauf aus Spekulationsgründen

von Holger Hagenlocher

Die Niedrigzinspolitik der EZB zwingt die Kunden zum Handeln. Institutionellen Anlegern drohen Strafzinsen, die Banken an ihre Kunden weitergeben. Aber auch Privatkunden sind händeringend auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, die noch nennenswerte Renditen abwerfen. Kunst als mögliches Investment rückt damit ins Visier der Anleger. Doch lohnen sich Investitionen in Kunst?
Das Sammeln von Kunst hat in der öffentlichen Wahrnehmung einen hohen Stellenwert. Viele Sammler und Mäzene genießen bereits zu Lebzeiten hohe Anerkennung. Noch nie in der rund 200-jährigen Museumsgeschichte wurden so viele private Kunstinitiativen gegründet wie in den letzten beiden Jahrzehnten. Viele Unternehmer wie Reinhold Würth, Frieder Burda oder Gunter Sachs waren oder sind leidenschaftliche Kunstmäzene und ihre Sammlungen besitzen heute weltweit einen hohen Stellenwert. Auch das Land Baden-Württemberg fördert mit der Kunststiftung die junge zeitgenössische Kunstszene im Land.

Psychologie macht den Preis

Doch der Kunstmarkt ist schwer zu durchschauen und von viel Psychologie geprägt. So versteigerte das britische Auktionshaus Sotheby’s gerade erst in der vergangenen Woche die Kunstsammlung von David Bowie für rund 38 Millionen Euro. Der Schätzwert der Sammlung wurde vorab mit 11 Millionen Euro angegeben. Schon jetzt spricht man vom Bowie-Effekt. Der vorherige Eigentümer steigerte durch seinen Status als öffentliche Person offensichtlich den Wert der Sammlung. Ein weiterer Faktor, der die Unwägbarkeiten des Kunstmarkts deutlich macht.

Bekannt sind vor allem die Auktionen der Auktionshäuser Sotheby’s und Christie’s, die immer wieder Gemälde zu Höchstpreisen versteigern. So brachte es Pablo Picassos Gemälde “Les femmes d’Alger” (Die Frauen von Algier) mit rund 166,5 Millionen Euro auf den bisher höchsten Preis, der je bei einer Auktion erzielt wurde. Rekorde und kontinuierliche Wertsteigerungen sind jedoch nicht selbstverständlich. So blieb unlängst eine Impressionisten-Auktion bei Sotheby’s weit hinter den Erwartungen zurück. Unter anderem fand das Gemälde „Les Voiles rouges“ von André Derain aus dem Jahr 1906 nicht einmal einen Käufer. Schätzungen hatten es zuvor auf 14 bis 19 Millionen Euro taxiert.

Expertin warnt vor Kunstkauf aus Spekulationsgründen

„Der Markt ist extrem volatil“, sagt Claudia Fenkart-N´jie, Kunstberaterin bei der Vermögensverwaltung Vertiva Family Office. Das Unternehmen berät vermögende Familien, Privatpersonen und Institutionen, auch in Kunstfragen. So steht Fenkart-N´jie dem Erwerb von Kunst aus Renditegründen zurückhaltend gegenüber: “Man sollte Kunst zuallererst dann kaufen, wenn man persönlich emotional von einem Werk berührt wird.” Vom Kauf von Kunst zur Spekulation auf Wertzuwächse rät sie ab: „Das geht meist schief. Dann sollte man lieber in andere Anlageformen gehen.“ Dennoch räumt sie ein, dass es Kunstwerke gebe, deren Wert enorm gestiegen sei. “Wenn Sie vor 20 Jahren einen Warhol oder Gerhard Richter gekauft haben, dann haben Sie jetzt eine Steigerung, die Sie mit keiner anderen Investition vergleichen könnten. Hätten Sie dagegen einen Zügel oder Henninger gekauft, würden Sie jetzt noch nicht einmal zehn Prozent des ursprünglich bezahlten Preises bekommen”, relativiert die Expertin und verweist damit auf den jeweiligen Zeitgeist.
Fenkart-N´jie bricht dennoch eine Lanze für den Kunsterwerb und räumt mit dem vermeintlichen Vorurteil auf, dass sich nur Vermögende Kunst leisten können. „Man braucht kein riesiges Vermögen, um in Kunst zu investieren.“ Bei den jährlichen Ausstellungen der Kunstakademien gebe es zum Beispiel die Möglichkeit, Junge Kunst zu kaufen. „Und wenn man Glück hat, entwickelt der Künstler zu einer Größe im Kunstmarkt“, so Fenkart-N´jie. Spätestens dann sind hohe Renditen wahrscheinlich.

 

Geldanlagen im Kunstmarkt

Wer als Anleger nicht direkt in Kunst investieren, aber am Kunstmarkt mitverdienen will, kann Wertpapiere des Kunstmarktes erwerben. So sind die Aktien von Sotheby’s (WKN: 875207 / ISIN: US8358981079) in den vergangenen zwölf Monaten um über 21 Prozent gestiegen. Und die Aktien der deutschen Artnet AG (WKN: A1K037 / ISIN: DE000A1K0375), der nach eigenen Angaben führenden Informationsquelle für den internationalen Kunstmarkt, konnten im gleichen Betrachtungszeitraum einen Wertzuwachs von 18 Prozent erzielen.

 

Kunststiftung Baden-Württemberg

Die Kunststiftung Baden-Württemberg ist eine Einrichtung zur Förderung der jungen zeitgenössischen Kunstszene im Land. Ihr Ziel ist es, aufstrebenden Talenten, die in Baden-Württemberg ihren ersten Wohnsitz, den Arbeitsschwerpunkt oder einen wesentlichen Teil ihrer Biografie in Baden-Württemberg verbracht haben, der für ihr künstlerisches Schaffen entscheidend ist, für einen begrenzten Zeitraum finanzielle Unabhängigkeit und Freiheit zu verschaffen, um ihre Arbeit weiter entwickeln zu können. Die Kunststiftung unterstützt junge Kunst- und Kultur-Talente durch die Vergabe von Stipendien und Preisen. Mit der Herausgabe von Publikationen und der Organisation von Veranstaltungen stellt sie die Künstler der Öffentlichkeit vor.

Kunstausstellung in Singen
Kunstausstellung in Singen

Ausgewählte Auktionshäuser in der Bodensee-Region

Auktionshaus Adamski in Konstanz

Das Auktionshaus Adamski besteht als Fachgeschäft in Konstanz schon seit 1988. Seit 18 Jahren werden internationale Auktionen mit Schwerpunkt Kunst und Antiquitäten durchgeführt. www.auktionshaus-adamski.com

Auktionshaus Geble in Radolfzell

Das Auktionshaus Geble wurde 1986 gegründet. Das in der Innenstadt von Radolfzell am Bodensee gelegene Familienunternehmen führt 3 – 4 Auktionen im Jahr mit Schwerpunkt Kunst und Antiquitäten durch. www.auktionshaus-geble.de

Auktionshaus Karrenbauer in Konstanz

Das Auktionshaus Karrenbauer wurde 1980 in Konstanz gegründet. Bei der kommenden Auktion am 10. Dezember 2016 kommen eine große Militariasammlung, eine Ordenssammlung sowie hochadelige Schlossmöbel unter den Hammer. www.karrenbauer.de

Kunstauktionshaus Lion B. Zadick in Überlingen

Das Kunstauktionshaus Lion B. Zadick gibt es bereits seit den 60er Jahren. Seit 1986 befindet sich das Auktionshaus, das sich vorrangig mit Antiquitäten und Kunst beschäftigt, in Überlingen. www.auktionshaus-zadick.de

 

Der Artikel ist Ende 2016 im Südkurier in Kooperation mit dem Handelsblatt erschienen.

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